Sonntag, 31. Mai 2015

Dinge im Wandel der Zeit

Meine Schwester ist letztes Wochenende 50 Jahre alt geworden! :-) 

Folglich waren wir dort und nicht hier. Folglich war es deshalb letztes Wochenende still im Blog.

Wir haben aber „Hausaufgaben“ mitgenommen: ein Hochzeitsgeschenk, das den Originalzustand weit verlassen hat – nein, NICHT die Braut ;-)

Damals – es war ein heißer Julitag – wurde eine prächtige Blumenschale überreicht, vom Brautpaar insgeheim belächelt, aber dann doch drei Mal umgezogen und die letzten 16 Jahre konstant an dekorativer Stelle im Wohnzimmer des Eigenheimes platziert.

Und jetzt ging der Lack ab. Und die Frage kam auf, ob wir jemanden kennen, der Sandstrahlen kann. Ja, kennen wir. Und zwar der Till selber, die Steffi könnte das zwar auch, aber das ist ihr zu schmutzig !

Gestern gestrahlt (und zum Glück fast keine Löcher in die rostigen Stellen hinein geschossen) und dann mit Rostumwandler, den wir noch vom letzten Jahr hatten, bearbeitet.

Das ist schon cooles Zeug. „Rostumwandler sind flüssige Stoffgemische, die zur Umkehrung oder Beendigung des Oxidationsprozesses von Eisen eingesetzt werden. Durch den chemischen Prozess wird der Rost in stabile Eisen(III)-verbindungen umgewandelt. Der umgewandelte Stoff bildet insbesondere keine porösen Strukturen mehr, die Feuchtigkeit halten und damit weitere Korrosion fördern.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Rostumwandler)

Auch optisch ist der Umwandlungsprozess reizvoll:


Die nächsten Tage wird neu lackiert (schwarzer Hammerschlaglack) und dann, wenn das Geburtstagsgeschenk am nächsten Wochenende eingelöst wird, kann die Schale die nächsten 25 Jahre in Angriff nehmen… 

Sonntag, 17. Mai 2015

Wer Kunststoff kennt nimmt Stahl

Spielerfrau, Waffenhändlerin, Unterwäschemodel – in meinem nächsten Leben werde ich einen anständigen Beruf lernen!

Seltsamerweise habe ich noch nie jemanden getroffen, der auf „Ich habe Kunststofftechnik studiert!“ mit „Wow! Cool!“ geantwortet hat. Wohlwollende Worte klingen meist „Ehrlich – das kann man studieren?!?!?!?“, weniger wohlwollende gehen häufig in Richtung des Titels. Damit wächst der normale Maschinenbauer auf. Das ist sein Mantra, von dem er nie mehr abrücken wird. In seltenen Fällen kommt Aluminium in Frage, in anderen, wenn’s denn nicht rosten darf, Edelstahl. Das war’s dann auch schon.

Wenn ich jetzt hier ein Plädoyer für Polymere halte, könnte ich mich dem – natürlich korrekten – Vorwurf der Befangenheit aussetzen. Also sage ich nur so viel: Kunststoffe sind tolle Werkstoffe, ABER man muss sie halt richtig einsetzen. Und ihren manchmal schlechten Ruf haben sie, weil genau dieser letzte Punkt häufig nicht berücksichtigt wird. Am Anfang muss immer die genaue Definition der Anforderungen stehen: Temperatur, Bauteiltoleranz, Umgebung, sonstige Anforderungen (z. B. chemische Beständigkeiten) usw.

Was das in einem Bastelblog zu suchen hat? Eigentlich wenig, wenn ich nicht gestern die Bastelzeit damit verbracht hätte, Grundlagen aus dem Grundstudium anzuwenden – denn solange ich noch dieses Leben und nicht das nächste lebe, werde ich damit wider Erwarten doch ab und an mal konfrontiert… :-) 

Aufgabenstellung: Ändere den Grad der Sorgenfalten auf des Mannes Stirn.

Im Rahmen eines Projektes gibt es ein paar unerwartete Messdaten, deren Ursachenfindung nicht einfach ist. Unter anderem wurde ein nicht spezifiziertes Polymer in einer recht anspruchsvollen Umgebung eingesetzt, woraufhin mein Ehrgeiz natürlich geweckt war.

Kunststoffe identifizieren geht am einfachsten in einem dafür spezialisierten Labor mit feinster Analytik. Blöderweise leider auch der zeit- und insbesondere geldintensivste Weg, zu einer Antwort zu gelangen. Es geht in Teilen, die weiter sind als man denkt, auch anders, und insbesondere DIE Laborpraktika habe ich nicht vergessen :-) 

Erster Eindruck: Es handelt sich um ein graues Polymer, das als Rundmaterial vorliegt. Oberfläche nicht paraffinartig, kann mit dem Fingernagel nicht eingeritzt werden, klingt beim Fallenlassen nicht metallisch sondern eher dumpf und geht in Wasser unter. Damit können Polyethylen sowie Polypropylen schon mal ausgeschlossen werden.

Die Probe lässt sich spanend bearbeiten, wobei der Span nicht bricht:


Und die Dichte des schön abgedrehten Zylinders wird mit 1,37 g/cm³ bestimmt. Was auf PET, PVC, PES oder irgendeinen anderen Kunststoff, der als Copolymer/Blend oder mit Füllstoffen vorliegt, hindeutet…

Weiter zur Brandprobe, der Teil, an den ich mich noch sehr gut aus meinem Studium erinnern kann. Bei der Beurteilung geht es um das Brennverhalten an sich: brennt, brennt nicht, brennt nur in der Flamme, brennt auch außerhalb, rußt, schmilzt, tropft dabei, zersetzt sich und so weiter. Ein ganz wichtiges Indiz ist dann der Geruch, da dieser sehr häufig sehr typisch ist.


In unserem Fall lässt sich die Probe entzünden, brennt auch außerhalb der Flamme selbständig mit gelblicher Flamme weiter, schmilzt tropfend UND stinkt nach verbranntem Horn (einfach mal Hufspäne anzünden – vergisst man nie im Leben ;-) ). Letzteres ist ein ziemlich deutlicher Hinweis auf Polyamid. Hmmm…

Polyamid lässt sich mit Ameisensäure kleben. Wäre ein Versuch wert, um die Vermutung verifzieren zu können. Blöderweise keine Ameisensäure im Haus (?!?!?!?). Aber es gibt eine Apotheke, die am Samstag Nachmittag geöffnet hat. Während der Mann sich überlegt, ob man mir wohl ne 30%-ige Lösung anvertraut, komme ich zu seinem Entsetzen mit reiner, wasserfreier Ameisensäure nach Hause (verhandeln kann ich *g*). Das Zeug ist in höchstem (!) Maße ätzend, da sollte man so konzentriert wie die Lösung sein und selbstverständlich mit Sicherheitsbrille und Handschuhen arbeiten (und möglichst keine Kunstfasern tragen…). Schöner Gag am Rand: Ich hole meine Sicherheitsbrille aus dem Etui und stelle fest, dass der Metallbügel gebrochen ist… Daher die dunkle Alternative:


Folgendes Ergebnis:



Der Kunststoff wird angelöst / schmilzt!

Der Verdacht erhärtet sich und ich tippe stark auf ein gefülltes / verstärktes PA. Da gibt es gängige Typen, die mit Glasfasern gefüllt sind. Und – Bingo – PA 6 GF30 hat zufällig auch die passende Dichte mit 1,36 - 1,37 g/cm³. Da muss man immer ein bisschen vorsichtig sein, weil viele Eigenschaften natürlich herstellerspezifisch sind.

Eine 200-fache Vergrößerung der abgedrehten Fläche zeigt, yep, könnte sein:  


Polyamid ist ein toller Werkstoff, der auch häufig im Maschinenbau Anwendung findet. Besonders weil er eine gute Festigkeit und thermische Beständigkeit aufweist, schlagzäh ist, über ein gutes Gleitreibungsverhalten verfügt und sich gut verarbeiten lässt. Bisschen blöd ist allerdings die Wasseraufnahme. Die kann je nach Typ und Modifikation fast bis zu 10 % bei Wasserlagerung betragen und bei Normklima schon so bis zu 3 %. Heißt für die Verwendung / Konstruktion: DAS muss berücksichtigt werden. Bei unverstärktem PA (z. B. Ultramid A und B) beträgt die Volumenänderung max. 0,9 % und die mittlere Längenzunahme 0,2 – 0,3 % pro Gewichts% aufgenommenem Wasser. Glasfaserverstärkte Varianten sind deutlich maßstabiler, hier hängt es allerdings ganz stark von der Verteilung der Faser im Kunststoff ab, wie sich die Maße ändern.

Wie auch immer: Wasseraufnahme ist ebenfalls ein Indikator für PA und natürlich für den spezifischen Einsatzzweck sehr wichtig.

Um die Messung zu beschleunigen (Geduld ist nicht meine Stärke) knapp 5 g Späne genommen, gewogen, 90 min im Backofen bei 70°C getrocknet und wieder gewogen, auf eine Differenz von ziemlich genau 2 % gekommen und dann die Späne für 2 h in Hahnawassa gelagert. Das ist dann der Punkt, wo man sich denkt: So weit, so gut – aber wie kriege ich jetzt das verdammte Wasser heraus??? Mit Druckluft abpusten dürfte zu hohem Materialverlust führen. Also Späne ins Sieb der Teekanne gestopft, zwei Mal mit Spiritus übergossen und dann trocknen / abdampfen lassen.


Ich gebe zu, hier leidet die Präzision, aber ein Wert von 6,5 % Wasseraufnahme bei Wasserlagerung stimmt recht gut mit der Kern-Datenbank überein.

Fazit: Vieles deutet darauf hin, dass es sich bei dem betrachteten Material um ein PA 6 mit 30 % Glasfasern handelt. Es kann natürlich auch irgendein anders verstärkter PA oder gar ein verstärktes Copolymer oder was vollkommen exotisches sein, aber man darf sich auch gerne an Wahrscheinlichkeiten orientieren ;-) 

Sonntag, 10. Mai 2015

Eine Erdbeere, ein Blättchen Basilikum und ein Gläschen Champagner

Klingt nach Sommerfreuden.

Dauert also noch ein bisschen…

ABER die Basis ist geschaffen :-)

Wir haben ja hauptsächlich Hof und Urwald schönen Steilhang, bisschen Rasen, bisschen Nennen-wir-es-Beet-in-Warteposition und das war’s. Kein Gärtnergarten. Was, wenn man kein Gärtner ist und keine Zeit für’s Gärtnern hat, definitiv ein Vorteil ist. Aber so ein bisschen was ist anderseits schon nett. Und unter „so ein bisschen was“ fallen Tomaten (noch sonnenwarm und blutrot zum Naschen – mmmmhhhh) – lässt sich durch zwei Töpfe lösen – sowie Kräuter.

In einer Garten-„Selbermachen“ bin ich neulich auf etwas gestoßen, was mir von der Idee her gefallen hat: Grow-Bags und ein passendes Arrangement. Heißt: Direkt in einen Sack pflanzen. Auch wenn ich noch nie davon gehört habe, ist das mittlerweile wohl eine gar nicht so unübliche Methode. Mit ein paar Vorteilen: Anzuchterde ist sehr gut für’s Wachstum von Kräutern und Saatgut (zwingt zur Wurzelbildung), direkt in den Sack pflanzen ist unproblematisch in der Handhabung, sparsam im Wasser, hält Unkraut fern und kann am Ende der Saison supereinfach im Kompost entsorgt werden (wenn man denn einen schönen Komposthaufen hat…). Hörte sich irgendwie attraktiv an. Dazu wurde ein Kräuterregal vorgestellt: http://www.selbst.de/garten-balkon-artikel/gartenmoebel-gartenausstattung/pflanztisch/kraeuterbeet-regal-bauen-149831.html

Nun gibt es „echte“ Floragard Grow Bags vielleicht in München oder Hamburg oder Berlin, wo Menschen diese für die Dachterrasse ihrer Penthouse-Wohnung benötigen. Hier in Schwaben ist die Idee als solche natürlich vollkommen widersinnig – hier ist die Liebe zum Sparen genetisch verankert! Also halt drei Säcke verfügbare Kräuter-Anzucht-Erde gekauft und bei der Terrassen-Dielen Aktion vom Bauhaus zugeschlagen (Sparen, gell!). Die generelle Idee des Kräuterregals wurde übernommen, die Maße nicht. Führt demzufolge zu folgendem Ergebnis:


Zu den Bewohnern:

Oben „Englische Minze“ (es geht im Sommer doch nichts über einen Pfefferminztee mit frischer Minze), Walderdbeere „Fontaine“ („… es ist beim Dünger darauf zu achten dass der Kaliumanteil größer ist als der Stickstoffanteil…), Koriander.

Mitte: Estragon, Thymian, hängender Rosmarin.

Unten: Schnittlauch, Kerbel, Basilikum.

Richtig – Salbei fehlt. Der hat doch tatsächlich den Winter im Topf überlebt und treibt wie noch mal was :-)

Ob sich das Konzept nun als tauglich herausstellen wird?! Wird sich zeigen! 

Sonntag, 3. Mai 2015

Sie sind wieder da!

Verhext. Zumindest fühlt es sich fast so an. Nach einem elenden Winter hatten wir eigentlich die Hoffnung, schon eher den festen Glauben, dass diese verdammt miese Erkältungszeit nun dem Frühling weicht. Was soll ich sagen? Die ganze letzte Woche lag Till flach, an einem Tag sogar mit 39,8 °C Fieber. Bestätigt wurde die Messung durch die Halluzination, dass er mich für eine Blumenelfe gehalten hat. Zumindest war das meine Interpretation ;-) Verseucht hat er sich vermutlich in der Woche davor direkt beim Kind oder bei den Besuchen in der Kinderarztpraxis und der Kinderstation. Also seit zwei Wochen Krankenlager in der Villa Z. Ich bevorzuge zur Virenbekämpfung ein paar Einsätze in Papiermaschinen (am besten mit geschlossenen Kreisläufen), und bisher *toitoitoi* Aber Frickeln war nicht drin…

Im Klartext: Kleine Tiere können bei mir aktuell auf eins mit Sicherheit zählen – Gnadenlosigkeit. Insbesondere, wenn es sich um eine alte Feindschaft handelt. Die rostet bekanntlich nicht. Pünktlich zum 1. Mai hat mich morgens beim ersten Gang in die Küche, noch im Morgengrauen, eine Armee Ameisen begrüßt, die schon ihre sechsspurige Autobahn von einem 1 x 1 mm großen Loch am Fensterbrett zum Biomüll planiert hatten. Was dazu geführt hat, dass ich noch vor dem Spaziergang mit dem Hund den Biomüll entsorgt und die Küchenarbeitsplatte aufgeräumt habe. Mit dieser sehr erzieherischen Maßnahme, der sogenannten Null-Toleranz-Strategie, sind wir schon im letzten Jahr recht gut gefahren. Nachdem wir wiederum im Jahr davor schon die Nummer eines Kammerjägers herausgesucht hatten. Spätestens am Abend den Biomüll hinausbringen, die Küchenplatte abwischen, Brot in die Kammer räumen, paar Köder an harmlosen Stellen platzieren etc. Also einfach das tun, was eigentlich in den meisten Haushalten so üblich ist. Da habe ich dann morgens immer erst mal die Ameisenstraßen aufgesaugt, die schon deutlich weniger als im Jahr davor waren, und die eigentliche Überlegung war die Wahl, ob ich mich erst um die Ameisen oder die Mäusedärme kümmern soll. Dieses Jahr gilt: aktiver statt passiver Widerstand!! Denn sofort, noch vor dem Aufräumen, habe ich zwei Köder direkt auf die Arbeitsplatte gestellt: Den Ameisenköder von Celaflor, mit dem wir letztes Jahr schon positive Erfahrungen gemacht haben, sowie zusätzlich das Loxiran Ameisen-Buffet von Neudorff. Die Ameisen in der Küche haben beide Köder gut angenommen und waren sehr aktiv, und tatsächlich sind sie nach diesem einmaligen Auftritt nicht mehr erschienen.

Vorhin habe ich zwei kleine Ameisen in der Nähe der Haustür gesehen und SOFORT einen Köder aufgestellt, und nach kurzer Zeit sah das wirklich aus wie bei einem kostenlosen All-you-can-eat-Buffet im Studentenheim:


Sprich, das Zeug hat wohl durchaus eine Lockwirkung (und ehrlich, zwei kleine Ameisen sind halt zwei kleine Ameisen, aber wenn plötzlich eine Nation unter der Haustür durchrennt, schluckt man schon und hofft, dass sich auch wirklich alle satt fressen…) Bin ich gespannt, wie die Lage morgen sein wird, aber neben der Null-Toleranz-Strategie in der Küche wird in diesem Jahr bei jeder Ameise sofort dort ein Köder aufgestellt. Basta.
Bisschen frustrierend ist die Erkenntnis, dass das wohl jeden Sommer so sein wird :-( Altes Haus mit Holzdecken und Trilliarden Verstecken und Löchern, mit einem Garten, der prädestiniert für Ameisensiedlungen jeglicher Art und Größe ist.