Sonntag, 19. Januar 2014

Furnieren ist beim Hausbau eine eher exotische Tätigkeit ....


aber jetzt steht endlich die Fertigstellung des Waschtischs an. Der hat ja eine Platte aus massivem Mahagoni und tatsächlich hatte ich kurz (ein paar Monate ;-) daran gedacht, die Schubladenfronten ebenfalls aus diesem Material zu bauen. Das bringt aber so viele Probleme mit sich (Bad ist eine Umgebung mit erheblich wechselnder Luftfeuchtigkeit und Temperatur und da empfiehlt sich die Verbindung so unterschiedlicher Materialien wie MDF und Massivholz nicht unbedingt)  und ist außerdem ziemlich aufwendig ... dass ich mich nach Alternativen umgesehen und in Form von überbreitem Padouk-Furnier bei meinem Lieblings-Furnier-Restposten-Händler (man könnte das wahrscheinlich auch zusammen schreiben ;-) auch gefunden habe.

Ist das Furnier breit genug, um nicht stückeln zu müssen (und legt man keinen Wert auf das typische Furnier-Maserbild mit buchartig gespiegelten Seiten) dann ist das Furnieren kleiner Flächen kein Problem, man verwendet am besten die Bügelmethode. Die ist in Lautsprecherbau-Kreisen (dank Klang&Ton) allgemein bekannt, bei Heimwerkern eher nicht, die versuchen das oft (mit eher mäßigem Erfolg) mit Pattex. Deshalb hier eine kurze Beschreibung:

Zuerst beschichtet man beide Seiten (Träger und Furnier) gleichmäßig dünn (!) mit Holzleim. Das geht am besten mit einem Spachtel (oder einem Stückchen Abfallholz) zum groben Aufbringen und dann mit einer kleinen Schaumstoffrolle zum Verteilen. Man sollte hier außer bei sehr kleinen Teilen keinen Express-Leim verwenden, der gute alte Standard-Holzleim, z.B. Ponal ist hier perfekt. Den Leim läßt man dann so lange antrocknen, bis er bei vorsichtiger Berührung mit dem Finger nicht mehr an demselben klebt. Das dauert im Sommer draußen gut zehn Minuten, im kalten Keller winters etwa eine halbe Stunde.


Dann legt man das Furnier auf das zu furnierende Brett und bügelt das Furnier an. Man bastelt sich quasi Furnier mit Schmelzkleber selbst. Dazu nimmt man natürlich nicht das gute Familienbügeleisen, sondern ein altes. Temperatur-Einstellung etwa Wolle-Seide. Hält man das Bügeleisen ein paar Sekunden an das Furnier, wird der Leim wieder flüssig und verbindet beide Teile bombenfest. Es ist natürlich einfacher, das Eisen nicht an eine Stelle zu setzen, sondern in leichten Bügelbewegungen ein paar Zentimeter zu bewegen. Das hat man schnell raus, ein paar Probestückchen vor der "echten" Arbeit sind aber sehr zu empfehlen.

Ist das Furnier fest, beginnt der heikle Teil: Das überstehende Furnier muss weg. Im Buch liest sich das einfach (Man nehme einen scharfen Stechbeitel oder eine Feile und schneide das Furnier ab). In der Praxis ist das je nach Furnier ganz einfach oder eine ausgesprochen heikle Operation. Am besten geht das übrigens mit einem scharfen (!) Messer, mit dem man das Furnier bis auf einen Überstand von etwa einem Millimeter gaaaanz vorsichtig in dünnen Spänen abschneidet. Den Rest erledigt man mit dem Schleifklotz und 120er Papier von Hand. Zumindest ich habe mit allen anderen Verfahren (inklusive fräsen, hobeln usw.) schlechtere Ergebnisse erzielt. Und ich habe das schon öfter gemacht ....

Ich habe das nur deshalb so ausführlich beschrieben, damit es jeder nachvollziehen kann, es ist eigentlich sehr einfach. Und macht Spass ! Wenn man das richtige Furnier nimmt. Für den Anfang sind Kirsche oder Ahorn ideal. Später kann man sich dann an schwierigere Dinge wie Nussbaum wagen. Padouk würde ich nur ausgesprochenen Masochisten empfehlen.

Till

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